ZURAG OtGO Solo-Ausstellung, Galerie Peter Zimmermann Mannheim

ZURAG von Otgonbayar Ershuu in der Galerie Zimmermann Mannheim

Otgonbayar Ershuu ZURAG 28/06 – 02/08/2025
Zur Eröffnung der Ausstellung am Freitag, 27. Juni 2025, 19–21 Uhr laden wir Sie herzlich ein.
Der Künstler wird anwesend sein. Einführende Worte spricht Dr. Martin Stather.

Galerie Peter Zimmermann
Leibnizstraße 20 | 68165 Mannheim | Telefon 0621 41 90 31 | info(at)galerie-zimmermann.de | www.galerie-zimmermann.de
Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag 13.00–18.00 Uhr | Samstag 11.00–14.00 Uhr sowie nach Vereinbarung

Otgonbayar Ershuu in der Galerie Zimmermann Mannheim

Dr.Martin Stather
Leiter des Mannheimer Kunstvereins

ZURAG
Vor ziemlich genau 11 Jahren hatte ich bereits einmal das Vergnügen, eine Ausstellung mit Malerei von OtGO eröffnen zu dürfen. Damals war ich fasziniert von der Dichte einer Malerei, die ihren Anfang in der Miniaturmalerei genommen hat, sich nun jedoch auf meist großformatigen Leinwänden realisiert. Beinahe könnte man von Wimmelbildern sprechen, da sich Figuratives, Tiere wie Menschen, manchmal auch Bäume kleinteilig über die gesamte Fläche ausbreiten, oft in schablonenhafter Wiederholung, was das Auge des Betrachters kaum zur Ruhe kommen lässt. Wie ein Bildteppich, wie Wellen breitet sich das Geschehen auf der Leinwand aus – galoppierende Pferde oder Zebras, Pinguine, Gorillas, menschliche Figuren, Flächen und Punkte in einem Farbwirbel und malerischen Geflecht, das den Betrachter magisch in das Bild hineinzieht. Durch die Fülle an Figuren und farbstarkem Hintergrund wird zusätzlich Bewegung erzeugt, die das gesamte Bild umfasst und doch kein Ende zu nimmt, die Begrenzung durch das Bildformat zu sprengen scheint. Diese Bewegungen sind vielfältig, Kreise und Wirbel bilden sich da unverhofft, Strömungen und Wellen, die sich über die Bildfläche ergießen und diese rhythmisieren.

Manchmal wird dadurch der Eindruck erzeugt, als spiele sich die gezeigte Szene unter Wasser ab, als bilde die Malerei einen breiten Strom des Daseins ab. Auf diese Art und Weise entsteht in jedem Bild ein Panorama unserer Welt, der äußeren wie auch der inneren, die sich in der Gestaltung der Fläche harmonisch durchdringen und gemeinsam ein Ganzes bilden. Genauso wie unsere Welterfahrung durch vielerlei synchron Wahrgenommenes geprägt wird, erreicht OtGO diese Gleichzeitigkeit der Erfahrung und der Gefühle durch seine Malerei, ein schwingendes Auf und Ab wie die Gezeiten der Ozeane, an deren Ufer wir gebannt stehen. So ist diese Malerei mindestens genauso philosophisches Werk als malerisches Handwerk, auch wenn natürlich am Anfang das lange Studium traditioneller mongolischer Thangka-Malerei, einer zur Meditation gedachten Malerei, deren Meister er wurde, im Kloster stand.

Die Arbeiten entstehen von Anfang bis Ende auch zeitlich an einem Stück gänzlich aus der Intuition und nicht aus fertigem Konzept heraus, erzählen Geschichten, allerdings nicht im herkömmlichen Sinn mit Anfang und Ende sondern als Prozess im Werden, als Ausschnitt aus dem Leben, das ständiger Veränderung unterworfen ist. In vielen Schichten entfaltet sich das Geschehen auf der Leinwand, mit feinsten Pinseln aufgetragen in einem verwirrenden Labyrinth von Farbe und Form. Laufspuren von Farbe ergänzen das komplexe Geflecht auf manchen der Bilder, beispielsweise dem beinahe monochromen Werk mit den Pinguinen, das sich aus dem Abstand wie eine Arbeit des Informel geriert. Die Figuration selbst ist vielfältig, von Umrisszeichnungen in weißer Farbe über schwarzfigurige Gestaltungen hin zu vollflächigen Figurinen, denen eine naturhafte Nacktheit zu eigen ist. Diese imaginierten Welten scheinen sich in einem paradiesischen Zustand zu befinden: Mensch, Tier und Pflanzen bilden eine Einheit, leben offenbar ungestört miteinander, alle Lebewesen verflechten und ergänzen sich zu einem Bild perfekter Harmonie. Etwas Allumfassendes ist diesen Bildern zu eigen, ein beinahe musikalisches Auf und Ab, das die Konzentration auf einzelne Teile der Gestaltung bald aufgibt hin zu einem lebendigen Ganzen, das die Schöpfung in ihrer ursprünglichen Utopie zeigt. Wenn ich eben davon gesprochen habe, dass auf den Bildern Geschichten erzählt werden, so muss das dahingehend ergänzt werden, dass die ornamentale Wiederholung von Figuren wie ein Mantra, dieses All Over in endloser Variation eine spirituelle Vorstellung anstößt, die die Verbindung des Betrachters mit dem Werk in gewisser Weise kanalisiert. Aus der Bewegung im Bild wird die Transformation zum Betrachter hin verlagert. Damit wird der Betrachter zumindest temporär selbst zu einem Teil des Werkes, lebt mit und in ihm.

Der Künstler bemerkt dazu: „Meine Farben sprechen und erzählen Geschichten. Ich kann mich nicht auf eine Sache alleine konzentrieren, weil alles miteinander verbunden, vernetzt und voneinander abhängig ist. Meine Malerei ist fließend, ein permanenter Übergang von einem Moment zu einem anderen. Das Neue entsteht im Jetzt, also in diesem Moment, nicht gestern und schon gar nicht morgen."

Eine Malerei, die im Hier und Jetzt entsteht und existiert, vieles synchron aufnimmt und sich auch an der östlichen wie westlichen Kunstgeschichte orientiert, ist eine zutiefst moderne, zeitgenössische Kunst, die den Fluss des Lebens selbst aufnimmt. Sie wird so Teil einer aktuellen Strömung in der Kunst, die sich auf die Vielfältigkeit und Gleichzeitigkeit der Wahrnehmung bezieht und damit eben nicht affirmativ bestätigend wirkt sondern das reiche und komplizierte Leben der Menschen in der Jetztzeit zu beschreiben in der Lage ist. OtGO nimmt uns in seiner Kunst mit auf eine Reise in unser Inneres, indem er uns die Grundlagen und das allen Lebewesen Gemeinsame ihrer Welt vor Augen führt. Also ist es an uns zu entscheiden, ob wir seinem Weg der Sichtbarmachung von Harmonie und friedlicher Koexistenz folgen mögen.

ZURAG Solo Show by OtGO, Gallery Peter Zimmermann Mannheim, Germany 2025

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